Standard "Orales Absaugen" |
Definition: |
Viele Bewohner sind nicht mehr in der
Lage, selbständig abzuhusten und somit ihre Luftwege vom
Sekret zu befreien. Mit steigender Pflegebedürftigkeit
kommt es vermehrt zu Schluckstörungen, und das
Aspirationsrisiko (einatmen von Flüssigkeit oder fester
Nahrung) nimmt zu. In diesen Fällen ist es
notwendig, den Bewohner mittels Absauggerät vom
überschüssigen Sekret zu befreien.
Das Absaugen ist eine große Belastung
für den Bewohner, da der Katheter die Atmung
behindert. Viele Senioren leiden während des Absaugens
unter Würgereiz, Atemnot sowie der Angst zu ersticken.
Möglich ist auch eine verlangsamte Herztätigkeit (Bradykardie).
Abgesaugt wird, soweit vom Arzt
nicht anders angeordnet:
- einmal pro Schicht
- bei Anzeichen von Sekret in
den Atemwegen, also etwa bei hörbarem "Rasseln"
- nach allen Maßnahmen, die zu
einer Loslösung von Sekret führen, also etwa
nach Inhalationen usw.
Komplikationen während des
Absaugens sollen verhindert werden:
- Sauerstoffmangel
- Stimmritzenkrampf in Folge
einer Reizung des Kehlkopfes (krampfartige
Kontraktion der Kehlkopfmuskulatur mit Einengung der
Glottis)
- Erbrechen des Bewohners
- Blutungen in der Luftröhre
- Verletzungen der
Rachenhinterwand
- Verletzungen der Schleimhaut
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Grundsätze: |
- Das Absaugen bedarf einer
ärztlichen Verordnung.
- Der Bewohner muss dem
Absaugen zustimmen.
- Das Absaugen wird nur von
Pflegefachkräften durchgeführt.
Zusätzlich sollte eine zweite Pflegekraft beim
Absaugen assistieren. Sie kann zudem beruhigend auf
den Bewohner einwirken.
- Jeder Absaugvorgang darf
maximal 15 Sekunden dauern.
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Ziele: |
- Der Bewohner soll in der Lage
sein, ruhig und entspannt atmen zu können.
- Beim Absaugen darf es zu
keinen Verletzungen kommen.
- Das Absaugen muss schonend
und in möglichst kurzer Zeit durchgeführt werden.
- Der Bewohner soll den Sinn
und Zweck des Absaugens verstehen und dieser
Maßnahme zustimmen.
- Aspiration soll verhindert
werden.
- Infektionen der Atmungsorgane
sollen verhindert werden.
- Eine Keimverschleppung auf
Pflegekräfte oder andere Bewohner muss vermieden
werden.
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Vorbereitung: |
- Wir informieren den Bewohner
sowie ggf. seine Angehörigen über den Zweck des
Absaugens sowie über die Konsequenzen, wenn das
Absaugen unterlassen würde.
- Die Pflegekraft trifft
Vorbereitungen zum Infektionsschutz:
- Schutzhandschuhe werden
bereitgelegt, zusätzlich dazu sterile Handschuhe
für die Führungshand.
- Schutzkleidung für die
Pflegekraft wird angelegt, ggf. inkl.
Mund-Nasen-Schutz, Kopfhaube und Schutzbrille
z.B. bei MRSA-Besiedelung im Nasen-Rachenraum.
- Wir bereiten außerdem
folgendes Material vor:
- Absauggerät
- Aqua destillata
- Sekretglas mit Wasser und
Desinfektionsmittel
- mehrere steril verpackte
Einmalabsaugkatheter. Bei Erwachsenen sind
Katheter der Größen 12 bis 16 Charriè üblich.
- Zwischenstück Fingertip
- Set zur Mund- und
Nasenpflege
- ggf. Mundkeil und
Stethoskop
- Abfallbeutel
- Nierenschale und
Taschentücher
- Handtücher als
Bekleidungs- und Bettschutz
- Taschenlampe
- Behälter zum Aufnehmen
einer Zahnprothese
- Zusätzlich werden folgende
Maßnahmen getroffen:
- Das Zimmer wird ggf.
gelüftet und danach auf eine angenehme
Raumtemperatur beheizt.
- Das Absauggerät wird ggf.
per Verlängerungskabel an die Steckdose
angeschlossen. Das Kabel wird so verlegt, dass
keine Stolpergefahr besteht.
- Ein von beiden Seiten
freier Zugang zum Bett wird ermöglicht.
- Es werden Maßnahmen zur
Wahrung der Intimsphäre getroffen (die Zimmertür
wird geschlossen, etwaige Mitbewohner werden
kurz vor die Tür gebeten usw.)
- Der Bewohner wird in eine
Oberkörperhochlagerung gebracht.
- Eine ggf. vorhandene
Zahnprothese wird entfernt.
- Der Oberkörper und das
Bett werden zum Schutz mit Handtüchern
abgedeckt.
- Das Absauggerät wird auf
Funktionsfähigkeit überprüft.
- Die korrekte Kathetergröße
wird gewählt. Achtung: Absaugen mit zu großen
Kathetern kann zu Verletzungen in den empfindlichen
unteren Atemwegen führen.
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Durchführung: |
- Die Pflegekraft führt eine
hygienische Händedesinfektion durch und zieht
Schutzhandschuhe an.
- Jeder Absaugkatheter wird
noch in der sterilen Verpackung überprüft. Es muss
sichergestellt sein, dass er nicht fehlerhaft oder
beschädigt ist. Durch Beschädigungen oder
Verformungen können sich scharfe Spitzen bilden.
- Der Katheterbeutel wird
geöffnet und der Katheter mit dem Absaugsystem
verbunden. Dabei verbleibt das längste Stück des
Katheters in der Verpackung. Die vordere Hälfte des
Katheters muss nach dem Öffnen so steril wie möglich
bleiben. Falls die Spitze des Katheters
versehentlich mit einem unsterilen Gegenstand oder
mit einer anderen Oberfläche in Kontakt kommt, muss
der Katheter entsorgt werden.
- Über die Hand, die den
Katheter führen soll, wird ein steriler Handschuh
gezogen.
- Der Katheter wird vollständig
aus der Verpackung genommen.
- Die Katheter führende Hand
nimmt den Katheter auf. Dank des sterilen Handschuhs
wird dieser nicht kontaminiert.
- Der Fingertip ist offen, um
einen Sog zu verhindern. Der Absaugkatheter wird
eingeführt.
- Richtmaß für die maximale
Einführtiefe ist der Abstand zwischen Ohrläppchen
und Nasenspitze.
- Sobald der Katheter die
gewünschte Stelle erreicht hat, wird der Fingertip
verschlossen und so ein Sog erzeugt.
- Falls sich der Katheter an
der Schleimhaut festsaugt, kann durch rhythmisches
Öffnen und Schließen des Fingertips ein
intermittierender Sog erzeugt werden.
- Ist der Katheter verstopft,
etwa durch Nahrungsbrocken, wird der Fremdkörper
unter Sog mit dem Absaugkatheter aus dem Mund heraus
gezogen und der Katheter entsorgt.
- Der Katheter wird nie mit
Gewalt vorgeschoben. Es besteht sonst die Gefahr,
den Bewohner zu verletzen.
- Unter einer gleichmäßigen
Drehbewegung wird der Absaugkatheter nun
zurückgezogen und um die Führungshand mit dem
sterilen Handschuh gewickelt.
- Der (ehemals) sterile
Handschuh der Führungshand wird über den benutzten
und um die Hand gewickelten Katheter gestülpt und
entsorgt.
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Nachbereitung: |
- Der Absaugschlauch wird mit
Aqua destillata gespült.
- Es wird geprüft, ob ein
weiteres Absaugen notwendig ist. In diesem Fall wird
ein neuer Katheter aufgesteckt. Dem Bewohner wird
bis zum nächsten Absaugen eine ausreichende Pause
gelassen.
- Die Pflegekraft kontrolliert
das Befinden des Bewohners.
- Beim Bewohner wird eine
Mundpflege und ggf. Nasenpflege durchgeführt.
- Die Pflegekraft führt eine
hygienische Händedesinfektion durch.
- Das Sekretsammelgefäß wird
falls nötig entleert und ebenso wie das
Zwischenstück gereinigt und desinfiziert. Ggf. wird
der Bakterienfilter erneuert.
- Falls das Absauggerät an
diesem Tag nicht mehr benötigt wird, erfolgt eine
Reinigung des Gerätes.
- Bei möglicherweise
bedrohlichen Zustandsveränderungen wird umgehend ein
Arzt gerufen.
- Das Absaugen wird im
Leistungsnachweis dokumentiert.
- Etwaige Reaktionen des
Bewohners auf das Absaugen werden im Pflegebericht
dokumentiert.
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Dokumente: |
- Leistungsnachweise
- Pflegebericht
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Qualifikation / Verantwortlichkeit: |
- Pflegefachkraft
- Assistenz: Pflegehilfskraft
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